Vor beinahe 10 Jahren habe ich das kleine Bioweingut in Mödling mit viel Einsatz und Idealismus gemeinsam mit meiner damaligen Lebenspartnerin aus dem Nichts entstehen lassen. Vieles hat sich seit damals grundlegend geändert. Nicht nur die Welt in der wir leben. Auch Reben, Esel und ich selbst. Nicht nur die Weine sind reifer geworden.
Die Gründung des Weinbaubetriebes im gemeinsamen Wollen mit meiner damaligen Lebenspartnerin folgte dem Entschluss, mein Leben nachhaltig verändern zu wollen. Wir erwarben schrittweise Weingärten. Zusätzlich zu meinen umfangreichen bestehenden Ausbildungen eignete ich mir das theoretische und praktische Handwerkszeug eines Biowinzer an. Darüber hinaus plante ich meiner Gartenleidenschaft vermehrt frönen zu können und die geliebten Esel, von denen ich schon als Kind geträumt hatte, zu mir zu nehmen.
Praktische Grundlage dieser eher kühnen, weil verschiedene andere Dinge kategorisch ausschließenden Entscheidung war die sichere Annahme, in einer von wahnwitzigem Verwertungsdruck und absurden Grundstückspreisen geplagten großstadtnahen Gegend die Verfügungshoheit über einen Ort zu haben, der als landwirtschaftlicher Betriebssitz, Verarbeitungs- und Verabreichungsbereich, Wohnmöglichkeit für temporär benötigte MitarbeiterInnen, Gäste und für uns selbst dienen konnte. Diesen fantastischen Ort im Zentrum der Wien nahen Kleinstadt Mödling gab es aufgrund einer glücklichen Fügung, der das Areal in den Besitz meiner Lebenspartnerin gelangen ließ.
Er war sozusagen die infrastrukturelle Grundlage der ganzen Unternehmung, deren wesentliche Idee in der Wissens- und Arbeitsteilung als auch der Aufteilung der vielseitigen Früchte und Freuden der gemeinsamen Arbeit unter Nahestehenden und Gleichgesinnten bestand. Dies alles unter der Obhut wunderbarer Tiere mir langen Ohren und großen Augen.
Folgerichtigerweise geplante ich auch durch Gemüse und Obstanbau eine zumindest ansatzweise Ernährungsautonomie zu erreichen. Der Wein alleine wäre dafür wohl eher untauglich gewesen.
Um in dieser Geschichte eine für alle erlebbare Balance zwischen zeitlichem Einsatz und erzielbarem Nutzen sicherstellen zu können wäre eine Grundstock an kontinuierlich Anwesenden unabdingbar gewesen. Alles im Bereich des Möglichen. Doch es kam leider anders.
Knapp nach Betriebsgründung setzte ein über Jahre andauernder, dramatischer Zersetzungsprozess meiner Lebensgemeinschaft ein. Unüberschaubare Mengen an Energie und Geld musste ich unter diesen Verhältnissen für den Fortbestand, anstatt für den weiteren Aufbau des Betriebs aufwenden. Einer der Ergebnisse dieses Auseinandergehens ist der Verlust meines Betriebssitzes im Zentrum von Mödling. Es gibt ihn seit Jahren für mich nicht mehr und wird ihn auch nie mehr geben. Dieser Umstand, verbunden mit der beinahe unlösbaren Aufgabe, Alternativstandorte in der Gegend zu finden, stellt daher mein landwirtschaftliches Projekt in dieser Gegend grundlegend in Frage. Denn die Reben sind ja keine Vagabunden
. Sollte es mir bis Ende 2018 gelingen, eine tragfähige und sinnvolle Lösung der betrieblichen Fragen zu finden, freue ich mich auf eine Fortführung und mögliche Erweiterung des Weinbaubetriebes in der Region. Sollte ich trotz meiner Bemühungen zu keinem befriedigenden Ergebnis gelangen, werde ich mich erneut radikal neu orientieren. Wie hieß es nicht seinerzeit Cafe Havelka: “Die Zukunft kommt ganz von alleine!”
Ihr möchtet für diese Zukunft in irgendeiner Form etwas beitragen?
So schaut Euch das Kapitel PARTIZIPIEREN näher an.